Massive Ausfälle im KRITIS-Sektor trotz europäischer Vorgaben
Potsdamer Cybersicherheitskonferenz beschäftigt sich mit flächendeckenden Stromausfällen und gestörter Kommunikation. Mehr Resilienz könnte helfen, Ausfälle und Notsituationen zu vermeiden. Doch das wird teuer und dürfte deshalb nicht ohne weitere Regulierungsmaßnahmen gehen. NIS2 könnte helfen.
Die kritische Infrastruktur ist die Basis für das Funktionieren der Gesellschaft und das Überleben der Bevölkerung. Deshalb befassen sich zahlreiche Regulierungsmaßnahmen mit der kritischen Infrastruktur (KRITIS). Allen voran das KRITIS-Dachgesetz, das Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSIG) und auch das IT-Sicherheitsgesetz 2.0. Dazu kommt die KRITIS-Rechtsverordnung (BSI-KritisV) und außerdem ist die Umsetzung der europäischen NIS2-Richtlinie längst überfällig. Sie muss von allen Ländern der EU umgesetzt werden. Das alles, um Sicherheit und Stabilität der kritischen Infrastruktur zu gewährleisten. Doch aktuelle Vorfälle zeigen, dass es trotz aller Vorgaben und Vorkehrungen in Europa regelmäßig zu massiven Störungen und Ausfällen im KRITIS-Sektor kommt. Zuletzt sorgten spektakuläre Sabotage-Akte in Südfrankreich für Aufsehen. Zunächst legte ein großer Stromausfall eine ganze Region lahm. Betroffen davon war sogar das Filmfestival in Cannes, bei dem gerade noch rechtzeitig zu den Preisverleihungen die Stromversorgung wieder hergestellt werden konnte. Einen Tag später traf es die südfranzösische Stadt Nizza. Ein paar Wochen zuvor fiel der Strom in Spanien und Portugal aus, allerdings nicht durch Sabotage. Die Länder hatten jedoch mehrere Tage mit den Folgen des umfangreichen Stromausfalls zu kämpfen. Diese Ereignisse sorgten auch in Deutschland für Unruhe, denn die Auswirkungen können länderübergreifend sein.
So unterschiedlich die Ursachen waren, so gleich waren die Auswirkungen. Ausgefallene Ampelanlagen sorgten für Verkehrschaos, der öffentliche Nahverkehr brach zusammen, Menschen blieben in Fahrstühlen stecken, Geldautomaten funktionierten nicht mehr, Geschäfte mussten schließen, weil Kassensysteme, Türöffnungen und Alarmanlagen außer Funktion waren. Auch die Kommunikationsinfrastruktur war betroffen, Mobilfunkmasten blieben stromlos, damit brach der Mobilfunkempfang weg. Apps und digitale Assistenzsysteme auf Smartphones standen nicht mehr zur Verfügung. Viele Menschen standen nun orientierungslos an Straßenecken oder konnten nicht bezahlen.